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Der Pass ist egal – die Pässe nicht

  / 18.03.2017

„Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“: Fußball-Nationaltrainerin Steffi Jones ist Patin am Alexandrine-Hegemann-Berufskolleg. Christoph Tesche bezeichnet sie als coolen Bürgermeister

von Thomas Fiekens

Frauenfußball-Nationaltrainerin Steffi Jones brachte - natürlich - ein Autogramm-Trikot mit dem Bundesadler mit an die Werkstättenstraße. Andreas Tippelt (r.), Daria Gödde (2.v.l.) und Stefan Willner freuen sich mit dem Projektlehrer Hans Albring (Sport/Sportmedizin) über die prominente Patenschaft.

 

KREIS RE. Auch Steffi Jones, Trainerin der deutschen Frauen-Fußballnationalelf, hat es erlebt. Vor einer Auswärtspartie wurde sie, damals noch Spielerin, von einer Horde junger Männer mit Affenrufen beschimpft. Warum? Ganz allein deshalb, weil Jones dunkelhäutig ist. Ihre Antwort darauf: „Ich habe zwei Tore geschossen, wir haben gewonnen.“ Doch im Alltag muss man derlei Widerwärtigkeiten auf andere Art parieren - das weiß die 44-jährige Erfolgsfrau als Patin des Projekts „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“.

Das Alexandrine-Hegemann-Berufskolleg in Recklinghausen ist seit 2003 Teil der bundesweiten Anti-Rassismus-Initiative - seit gestern hat die Schule für Sozial- und Ge­sundheitswesen (s. Info) Steffi Jones als prominente Fürsprecherin. Mit Schulleiter Gregor Rüther, Lehrern und der Projektgruppe „Schule ohne Rassismu“ begrüßten mehr als 300 junge Menschen die Bundestrainerin aus Gelsenkirchen-Buer. Frauen und Männer aus einem Dutzend Nationen besuchen das Kolleg - viele werden später im Beruf mit Diskriminierung und Rassismus konfrontiert werden. „Beides gehört nicht zum Menschenbild unserer Schüler“, so Rüther. Und ganz sicher auch nicht zu dem von Steffi Jones.

Immer wieder wurde sie von Schülern nach ihrem ganz persönlichen Erleben mit dem Anderssein gefragt. Von Schülern, unter denen etliche angehende Erzieherinnen und Erzieher sind. „Als Kind ist es viel schwieriger, man weiß ja nicht, was geschieht. Ich habe meine Mama gefragt: Wenn ich mich ganz doll wasche - werde ich dann auch weiß?“ Daraus, dass es nicht einfach war, damit umzugehen, machte Jones in der Alexandrine-Hegemann-Schule keinen Hehl. Das betreffe aber auch Menschen, die wegen ihres Alters oder ihrer Religion ausgegrenzt werden. „Ich habe gelernt, dass es jede Art von Diskriminierung gibt.“

Hinsehen und nicht schweigen

Einmal, erinnerte sich Jones, habe der Freund einer Gegenspielerin nach der Mannschaftsbegrüßung gesagt: „So, jetzt hast du auch mal einer Negerin die Hand geschüttelt. Und keiner, der dabeistand, hat etwas gesagt. Keiner.“ Das genaue Gegenteil ist das Anliegen des Projekts „Schule ohne Rassismus“ - hinsehen, nicht schweigen, dumpfen Parolen etwas entgegensetzen.

Da schließt sich ein Kreis zwischen Projekt und Fußball. Denn natürlich ging es in der Fragerunde mit dem Bundescoach auch ums runde Leder. Was würde Steffi Jones jungen Spielerinnen sagen, wenn sie Rassismus erleben? „Ich denke, man muss dann schauen, dass man sie stärkt. Wir wollen, dass die Spielerinnen wissen: Der Fußball macht uns stärker.“

Nach vorne schauen, positiv denken - auch dies propagierte die Nationaltrainerin gestern. Dass der Fußball ein Bindeglied zwischen Menschen noch so unterschiedlicher Kultur ist, steht für Jones und ihren Arbeitgeber, dem Deutschen Fußball-Bund, außer Frage. Frei nach dessen Kampagnen-Motto: Dein Pass ist egal - Deine Pässe nicht.

Die sympathische Ausstrahlung der Nationaltrainerin bestimmte gestern Morgen die Atmosphäre. Mit Charme und Entertainer-Qualitäten beantwortete sie auch Fragen zur Frauenfußball-EM ab 16. Juli in Holland: „Wir haben das Ziel ausgesprochen, die Europameisterschaft zu holen - ich glaube, wir können es schaffen.“

Dann wurde es noch einmal ernst. Für Recklinghausens Bürgermeister Christoph Tesche sind Initiativen wie „Schule ohne Rassismus“ unerlässlich: „Das Projekt passt - leider - in die heutige Zeit. Man muss nur sehen, was fast in den Niederlanden passiert wäre. Und dann ist da in Deutschland eine Partei wie die AfD, die eine Alternative sein will. Aber ist eine Alternative, Menschen auszugrenzen? Wenn sich da einer hinstellt und sagt, dass die Leut einen Fußballspieler wie Jerôme Boateng nicht als Nachbarn haben wollen?“

Steffi Jones: „Cooler Bürgermeister!“

 

Kleine Schule mit Courage

  • Das Alexandrine-Hegemann-Berufskolleg in Recklinghausen (Werkstättenstr. 16-18) ist eine für alle Konfessionen offene Schule der Sekundarstufe I des Bistums Münster.
  • Es ist das kleinste Berufskolleg im Kreis Recklinghausen mit derzeit ca. 30 Lehrern und 350 Schülern. Bildungsgänge und Abschlüsse im Bereich Sozial- und Gesundheitswesen: Höhere Berufsfachschule (Fachhochschulreife), Gymnastiklehrer (Fachhochschulreife / staatl. geprüfter Gymnastiklehrer), Berufliches Gymnasium (Abitur), Fachschule des Sozialwesens (staatl. anerkannte Erzieher), Fachoberschule Klasse 13 (Abitur).
  • Seit 2003 trägt die Schule offiziell den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ und ist damit Teil des bundesweit größten Schulnetzwerks in Deutschland.

@ Infos im Internet: www.ah-bk.de


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Alexandrine-Hegemann Berufskolleg

Werkstättenstr. 16-18
45659 Recklinghausen
 
Telefon: 0 23 61 - 937 26-0
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