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„Wir mussten zusehen, ohne helfen zu können“

4. November 2018 | Nr. 44

NS-ZEIT Am 27. Juli 1942 werden drei alte und behinderte Frauen aus dem „Versorgungsheim Grullbad“ in Recklinghausen in das Ghetto Theresienstadt verschleppt. Sie sind Jüdinnen, die später in Theresienstadt und in Auschwitz sterben. An ihr Schicksal erinnern „Stolpersteine“.

Schüler des Alexandrine-Hegemann-Berufskollegs, Lehrer und Vertreter der Stadt Recklinghausen bei der Gedenkfeier anlässlich der Verlegung von drei „Stolpersteinen“ vor dem Seniorenzentrum.  Fotos: Weberskirch/Korde

Es ist ein schöner Sommertag, der 27. Juli 1942. An diesem Tag werden drei alte und behinderte Frauen aus dem „Versorgungsheim Grullbad“, ihrem letzten Refugium ihrer Heimatstadt Recklinghausen, ins Ghetto Theresienstadt verschleppt. Jahre zuvor erlebten sie Diskriminierungen, Ächtung und wirtschaftlichen Ruin. Sie waren Zeugen der Pogromnacht 1938 mit der Zerstörung von Wohnungen und Geschäften, sie erlebten den 24. Januar 1942, als die letzten jüdischen Familien in das Ghetto Riga deportiert wurden.

Am 27. Juli 1942 waren Eva Pander (geboren 1853), Helene Sternberg (geboren 1854) und ihre Tochter Elfriede Sternberg (1880) die letzten Jüdinnen der Stadt. Im Januar 1942 erlebte die damals 88-jährige Eva Pander die Verschleppung ihrer Tochter mit. Sie selbst wurde nach der endgültigen Auflösung des „Judenhauses“ ins städtische Altenheim in Grullbad gebracht.

Letzte Habe im Rucksack

Zusammen mit der 88-jährigen Helene Sternberg und deren fast erblindeter Tochter Elfriede lebte sie isoliert in einem kleinen Anbau. Lediglich die Vorsehungsschwestern, die das Altenheim betreuten, und die Geistlichen waren über den Aufenthalt der drei jüdischen Frauen informiert.

Die Chronik dieser Ordensgemeinschaft berichtet über ihr weiteres Schicksal: „Die alten Mütterchen waren gern hier. Wir waren froh, ihr schweres Los etwas zu erleichtern. Leider sollte ihr Aufenthalt nicht von langer Dauer sein. Am 27. Juli 1942 wurden sie mit einem Krankenauto zum Bahnhof gebracht. Ein herzzerreißender Anblick war es, als die 88-jährigen Mütterchen mit dem Rucksack auf dem Rücken und einer Tasche in der Hand, in der sie ihre ganze Habe hatten, die Reise antraten. Es war ein furchtbarer Anblick, den wir nie vergessen werden. Wir mussten zusehen, ohne helfen zu können."

Mit der Transportnummer „Münster XI/1-835“ wurde Eva Pander zusammen mit den Sternbergs und 901 Personen in das KZ Theresienstadt transportiert, das der Zug am 1. August 1942 erreichte.

An das Schicksal der drei jüdischen Frauen erinnern seit einigen Wochen so genannte Stolpersteine, die vor dem heutigen Seniorenzentrum gelegt wurden. Schwester Ursula Kuhlmann von den Vorsehungsschwestern verlas die Erinnerungen der damaligen Schwesterngemeinschaft. Vertreter von Stadt und Verwaltung sowie Schüler des Alexandrine-Hegemann-Berufskollegs gestalteten die Gedenkfeier. Der Kantor der Jüdischen Gemeinde sang das Totengebet.

Nach Auskunft von Georg Möllers, des ersten Beigeordneten der Stadt Recklinghausen und Vorstandsmitglieds im Stadtkomitee der Katholiken, arbeitet eine Schülergruppe der Schule jährlich auf dem Jüdischen Friedhof in Miroslav und besucht dabei auch das nahe gelegene KZ Theresienstadt.

Schüler pflegen Friedhof

Möllers hat in den vergangenen Jahren die Recklinghäuscr Gedenkkultur mitgestaltet und selbst an der Aufarbeitung der jüdischen Geschichte in Recklinghausen mitgearbeitet. Dazu gehören auch die „Stolpersteine“. Sie sollen dazu anregen, sich mit dem Leben der Opfer auseinander zu setzen.

Viele Gruppen hatten Zeichen der Erinnerung gesetzt, sagt Möllers. Dies gilt insbesondere für die zahlreichen Initiativen Rccklinghäuser Schulen. „Leh­erkollegien, Schüler aller Altersgruppen und Schulformen hätten im Rahmen von Unter­richtsvorhaben, Projektwochen oder der Gestaltung der Gedenktage 9. November und 27. Januar „prägende Beiträge zur Recklinghäuser Gedenkkultur eingebracht“ und Geschichte aufgearbeitet. Johannes Bernard


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