„Kein Zuhause und keine Familie“
17.12.2017
Gastkirche feiert mit Bedürftigen und Obdachlosen das Weihnachtsfest.
Altstadt. (bimu) An Heiligabend findet wieder eine Weihnachtsfeier für Bedürftige in der Gastkirche statt.
Zu diesem Beisammensein an der Heilige-Geist-Straße kommen auch Menschen, deren Zuhause die Straße ist. „Das ist immer eine ganz bunte Mischung", sagt Pfarrer Ludger Ernsting.
Los geht es um 16 Uhr mit Kaffee und Kuchen, danach wird gesungen, und um 18 Uhr beginnt ein Gottesdienst. Dem schließen sich ein Abendessen und die Bescherung an. Jeder Teilnehmer bekommt ein Päckchen, das Schülerinnen des Alexandrine-Hegemann-Berufskollegs zusammenstellen. "Darin befinden sich Süßigkeiten, Lebensmittel und etwas Gebasteltes", erklärt Ludger Ernsting. Eine Anmeldung ist nötig, damit jeder Gast ein kleines Geschenk erhält. Bis jetzt stehen schon 60 Leute auf der Liste. "Und es werden noch mehr", ist sich der Pfarrer sicher.
Einer von ihnen ist Benedetto (41). "Mit 14 Jahren wurde ich heroinabhängig, insgesamt 15 Jahre lang habe ich im Knast gesessen", sagt er. Immer wieder wurde er verhaftet, freigelassen und wieder festgenommen. Zwischen den Haftaufenthalten war er obdachlos. Mittlerweile lebt er in einer eigenen Wohnung und hat wie berichtet den Absprung von den Drogen geschafft.
An die Weihnachtszeit als Obdachloser kann er sich noch gut erinnern. "Du gehst die Straße entlang, blickst in die beleuchteten Wohnungen der Menschen, die alle zusammensitzen und du hast nichts: keine Familie und kein Zuhause", sagt er. "Da fühlst du dich wie Müll."